2006 begann zunächst wie jedes Jahr. Mit guten Freunden und herzlichen Freuden in der Silvesternacht ins neue Jahr hineingefeiert, zu viel Champagner getrunken, infolgedessen viel zu wenig Schlaf bekommen und am Neujahrsmorgen viel zu früh aufgewacht. Ich räume ein, jedes "viel zu" ist ein ebenso individuelles "viel zu" wie halt jeder seine "gefühlte" Temperatur für sich persönlich definiert. Ich habe allerdings das Gefühl, daß sich mein heutiges "viel zu" in guter Gesellschaft befindet, denn vorhin beim gemeinsamen Brunch haben wir allesamt nicht unbedingt Munterkeit und Lebensenergie ausgestrahlt.
Als überraschend angenehmen Bruch-Background-Sound gabs heuer das Neujahrkonzert der
Philharmoniker. Fetzende Songs und ätzende Bässe hatten wir in den Keller verbannt. Und spätestens von diesem Zeitpunkt begann das Jahr 2006 für mich nicht mehr wie jedes Jahr. Mein Gott, die Philharmoniker. Als Kind mußte ich sie an jedem 1. Januar ertragen, weil mein Daddy darauf bestand, sie als Begleitmusik zum Neujahrsessen zu hören. Damals konnte ich klassischer Musik nichts - aber auch gar nichts - abgewinnen und war froh, mich direkt nach dem Essen auf meine Bude verziehen zu dürfen. DAS war heute total anders. Ich hätte die Sträusse und den Mozart glatt umarmen können für ihre Kompositionen. Und natürlich John Neumeier für seine Choreografie. Ich habe den ernsten Verdacht, eines Tages werde ich klassische Musik lieben...
Jedenfalls haben die Philharmoniker unter ihrem beschwingten Dirigenten heut ein gutes Werk an mir getan. Nicht zuletzt auch wegen der Bemerkung: "Der sieht aus wie das Murmeltier aus Punxsulawny." Lieber Mariss Jansons, jetzt bitte keinen Nervenzusammenbruch hinlegen. Wir mögen das Murmeltier aus Punxsulawny sehr!
Und schon wieder beschleicht mich dieser herrliche Verdacht, dieses Jahr wird kein Jahr wie jedes andere ...