Mittwoch, 28. Juni 2006

Die blaue Elfriede

Seit heute Mittag in Endlosschleife vor dem geistigen Ohrauge des Herrn Entracte:


Text:
Hicks, das war sein letztes Wort, dann truhugen ihn die Träume fort.

Musik:
Paulchen Panther Scheme

Interpret:
Die blaue Elfriede, ihres Zeichens Ameisenbärin


Herr Entracte grinst und erscheint sich heut' etwas albern. Und er fühlt sich wohl dabei, also kein Grund zur Sorge.


Kurz erwogen, mein letztes Gewerkel in "Der Trinker" umzutaufen. Ebenso schnell und entschieden davon Abstand genommen, denn wenn schon umtaufen, dann in "Der Hornist".

Dienstag, 27. Juni 2006

Projection

Mars

Du Gott des Krieges, laß die Erde!
Dein Schritt, mit Blut bemerkt, ist fürchterlich, ist schwer,
Verändre doch die schreckliche Gebärde,
Und schüttle länger nicht den Speer.
Dein wartet der Olymp, und Amor mit dem Bogen
Lauscht an der Mutter Fuß. Steig von des Mordens Bahn
Zur Göttin; dann betrüg' den schlafenden Vulkan,
Wie er vor Zeiten ward betrogen.
Von Waffenschmieden ist er matt,
Wie Venus, die nach dir sechs Jahr geschmachtet hat.
Wie reizend liegt sie da im Elisäer Lenze!
Die Nymphe windet dir und Venus Mirtenkränze,
Mit Blumen untermengt. Schon gießt sie Nectartrank
In goldne Schaalen ein; und wenn auch Götter krank
Für heißer Sehnsucht sind, so ist's gewiß Cythere!
Horch im Getümmel auf, sie seufzet göttlich, höre!
Begieb vom Kampfplatz dich zurück,
Geharnischt wie du bist, an Haupt, an Arm und Fuße.
Cupido zieht dich aus, und deinem ersten Kusse
Dankt unsre ganze Welt ihr Glück.
Der Zorn in einer Frau rief, Mavors, dich hernieder,
Die Sehnsucht einer Frau hol' dich den Göttern wieder,
Und ewig komm' uns nicht zurück.

Der Karschin Gebet an den Mars.

Montag, 26. Juni 2006

Magische Momente

Gedanken lesen, die dich lächeln lassen, wo nur einen Augenschlag zuvor noch graue Schatten.

Sonntag, 25. Juni 2006

Drei Uhr Dreiunddreißig

An einem einzigen Tag des Jahres überwinde ich meinen Ruf als Spätaufsteher aus Leidenschaft und beginne meinen Tag mitten in der Nacht. Absolut schleierhaft, warum ich mir das antue, warum ich meinem Biorhythmus diese persönliche Grausamkeit zumute, obwohl ich doch genau weiß, daß ich spätestens von der Mittagszeit an diesen Tag nur noch wie ein Schlafwandler erleben werde. An der Aussicht auf ein zweites Frühstück liegt es nicht, da bin ich mir sicher, auch wenn mir ein ausgiebiges Frühstück immer auch das Gefühl vermittelt, den Tag besonders gut zu beginnen. Es sind auch nicht die lobenden Worte kurz vor Sonnenaufgang "Braver Hund, brav gemacht. Ja, schon klar, am Liebsten lägest du jetzt noch in deiner Hütte.", die mich diese Tortur auf mich nehmen lassen, denn die nehme ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wahr, da ich ja mental noch schlafe. Keine artikulierbare Ahnung also, warum ich mich eigentlich quäle, nur eine leise Befürchtung, daß ich tief in meinem Unterbewußtsein vielleicht doch ein Masochist bin.

Heute war wieder einmal dieser Tag, der im Übrigen ein herrlicher Tag wurde, und das zweite Frühstück zog sich bis in die Mittagsstunden hin und dabei kein bißchen in die Länge. Was mich betrifft, so stand ich wie vorausgesehen für den Rest des Tages neben mir und deshalb ist nun endlich ein Schläfchen angesagt. Ein Nachmitternachtsschläfchen. Gute Nacht.

Freitag, 23. Juni 2006

Squared Head

Donnerstag, 22. Juni 2006

Unvermeidliche Begegnungen

"Der M. ist ein A****loch." waren nach der geschäftlichen Verhandlung seine ersten Worte an mich. "Ich habe mich gewundert, daß du so ruhig geblieben bist, zumindest äußerlich." "Das wußten wir doch vorher bereits." erwiderte ich. "Und wäre es der Sache dienlich gewesen, wenn wir uns ebenso a****lochmäßig verhalten hätten wie er?"

Es gibt Tage, vor denen mir regelrecht graut. Das sind zumeist Tage, an denen ich gezwungenermaßen längere Zeit mit Menschen verbringen muß, die ich nicht oder nicht mehr mag. Dieses unangenehme Gefühl beruht nicht darauf, daß ich jemanden nicht mag, denn das ist bekanntlich eine eher subjektive Angelegenheit. Was mir dieses mentale Bauchgrimmen verursacht, ist vielmehr die Tatsache, daß ich im Vorhinein weiß, ich werde mich gewaltig zusammenreißen müssen., dieser Person nicht offen zu sagen, was ich von ihrem Charakter halte. Um mich nicht sogar durch ihre Provokationen dazu hinreißen zu lassen, ihre Verhaltensmuster zu übernehmen. Den Vormittag hatte ich also mit Bravour überstanden, es fiel mir wider Erwarten nicht einmal schwer.

Ganz im Gegensatz zu der relativ kurzen Begegnung am späten Nachmittag, bei der mein Unbehagen von Minute zu Minute wuchs. Sie gab sich wieder einmal so, als wäre nicht geschehen, was geschehen ist, als wäre das, was ich gerade für sie tat, die selbstverständlichste Sache der Welt. Als sie mich bat, vor dem Geschäft zu warten, wunderte ich mich nicht wirklich darüber. Minuten später kam sie wieder heraus, übergab mir das Stück Papier, um dessen Erledigung sie mich gebeten hatte, und wir verabschiedeten uns. Als sie sich zum Gehen umdrehte, wünschte ich ihr viel Spaß und ich glaube noch ein Danke gehört zu haben.

Ich fühle mich nun irgendwie erleichtert, diesen Tag hinter mir zu haben. Jedoch ob ich mich immer so beherrschen will wie heute, das bezweifle ich.

Dienstag, 20. Juni 2006

Hya 100 x 50

Brötchentüten und Brote

Noch strahlte der Himmel in Blau und Weiß und nicht der geringste Lufthauch milderte die Schwüle dieses Tages. Noch umgab Stille die Menschen dort draußen, die immer wieder beunruhigt um sich schauten und mit zusammengekniffenen Augen den Horizont absuchten. Sie spürten, es lag etwas in der Luft . Sie wußten, es würde bald etwas geschehen.

Als es dann herannahte, hielten jene, die es frühzeitig bemerkten, in ihren Geschäften inne und blickten staunend zu dem Schauspiel hinauf, das sich über ihnen abspielte. Aus der Ferne schob sich eine mächtige Wand aus dunklen Wolken heran. In atemberaubendem Tempo näherte sie sich, türmte sich wie im Zeitraffer höher und höher auf und bedeckte schnell den ganzen Landstrich. Grau und Schwarz nun dort, wo eben noch blauer Himmel war. Am Boden setzte der Sturm, der dort oben die zum Bersten mit Wasser vollgesogenen Wolken zusammengetrieben hatte, erst mit einiger Verzögerung ein. Wie Weidenruten bogen sich die mächtigen Pappeln drüben am Fluß unter seiner Peitsche. Im nächsten Augenblick zuckten die ersten Blitze und der Himmel öffnete seine Schleusen über jenen, die noch immer wie angewurzelt dort standen und nach oben starrten. Deren Zustand der Lähmung wich jedoch sehr schnell dem Fluchtinstinkt, als sich wenig später Unmengen von Wasser über sie ergossen und sie in ihrer völlig durchnässten Kleidung eilends einen Unterschlupf suchen ließ.

Ich schaute zu ihnen hinab und mußte an die Installationen aus Brötchentüten und Broten denken, die ich jüngst bewunderte. Wie fragil und vergänglich waren sie mir bereits in dem geschützten Raum erschienen, von dessen Decke sie für die kurze Spanne ihrer Existenz herabhingen. Wären sie jetzt, in diesem Moment, dort draußen gewesen, Sturm und Gewitter hätten sie in unzählige Stücke zerrissen und die aufgeweichten Krumen fortgespühlt.

Hoffentlich legt sich das Gewitter bis heute abend, wünschte ich mir still, während ich mir das triefend nasse Vergnügen ausmalte, bei solchem Wetter unterwegs zu sein.

Sonntag, 18. Juni 2006

Saheb's Satz

Mit dem Netz der Sprache versuchen wir, die Wirklichkeit zu fangen. schrieb Alexander Saheb irgendwann in den 90ern des letzten Jahrhunderts. Jung war er damals, so wie wir, und gewiss voller Ideale. Nun, seitdem ist ja einige Zeit vergangen und mich würde durchaus interessieren, wie dieser Aphorismus heute aus seiner Feder flösse. Denn nicht erst seit heute erscheinen mir die Maschen dieses Netzes manchmal nicht nur unwesentlich zu grob. Zu weitmaschig dann das Netz der Sprache, um darin etwas Wirkliches einfangen zu können. Zu groß geknüpft die Maschen, denn für die feineren Knoten fehlt es an wohlgesetzten Worten. So grob wie ein Regenbogen in den Farben RGB im Zentrum einer rechteckigen grauen Masche. Und ebenso lieblos geknüpft sind diese Maschen, wie mich ein solcher Regenbogen herzlos anmutet.

Andererseits .. versucht denn überhaupt noch jemand, die Wirklichkeit zu fangen oder ist nicht auch das längst Fiktion? Und wenn nicht Wirklichkeit sondern Fiktion, wozu braucht es dann ein Netz aus feinen Maschen? Ja wären diese nicht sogar sträflich, weil in ihren Facetten verräterisch? Lebt nicht die Fiktion gerade in den großen Maschen besonders komfortabel, die der Leser wieder und wieder mit seinen eigenen Phantasien ausfüllen kann und wird, bis sich ihm ein Bild darbietet, das zu erkennen er mit seinem begrenzten Horizont in der Lage ist? Bis sich seine eigene Wirklichkeit in diesen Maschen fängt?

Dann allerdings wäre Saheb's Satz ja trotz dilletantisch grober Maschen gültig. Dann wäre auf dem Umweg über die Fiktion des Schreibers ja letztlich doch die Wirklichkeit in diesem Netz der Sprache eingefangen worden. Dumm nur, daß der Schreiberling diese Wirklichkeit nicht kennt.

Gewichtsverlagerung

Du spürst es bereits mitten in der Bewegung. Doch da ist es schon zu spät. Du weißt es und kannst dennoch nichts mehr ändern, kannst nicht verhindern, was jetzt geschehen wird. Kannst die Dynamik deines Körpers nicht mehr bremsen und ihn zum Stillstand bringen, kannst nicht die Richtung deines Schwunges ändern und dich noch einmal in deine Ausgangsposition zurück begeben, um genau diese begonnene Bewegung erneut auszuführen, dieses Mal richtig. Bruchteile von Sekunden, bevor sie eintritt, siehst du die Katastrophe bereits, rollst mit den Augen kreisrunde Löcher in dein Gehirn und hoffst inständig, daß niemand es bemerken möge.

Vergeblich dein Stoßgebet. Es ist ihm nicht entgangen, er hat es gesehen. Gewicht nach rechts, sagt er mit leiser ruhiger Stimme und du könntest vor Lachen im Boden versinken, weil es dir schon wieder passiert ist.

Verlagere dein Gewicht auf das rechte Bein!
Auf das rechte!
Nach rechts das Gewicht,
sonst wird das nix!
Es geht nicht,
wenn du auf dem linken stehst.
Du mußt mehr Gewicht auf dein rechtes Bein legen!
Auf das rechte!

Merk dir das endlich!

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Kleine unwesentliche...
Gleichermaßen erfreut und überrascht bin ich immer,...
entracte - 27. Jul, 15:01
Glut
Dem in der gleißenden Sonne verdorrenden Gehirn einen...
entracte - 21. Jul, 18:59
marc 11/12
entracte - 19. Jul, 21:36
Okay, das nächste Fettnäpfchen.
Okay, das nächste Fettnäpfchen.
yester - 17. Jul, 20:20
Die Art "Freunde auszutreiben",...
Die Art "Freunde auszutreiben", von der ich nach Lesen...
entracte - 17. Jul, 19:18

Links

Credits

powered by Antville powered by Helma

sorua enabled
xml version of this page (summary)

twoday.net AGB

Impressum

Online seit 6713 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 27. Jul, 15:01